10.000 Anklagen gegen Booking.com
- Sebastian Zangl
- 5. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Das berühmte Reiseportal Booking.com ist seit Neuestem einer Sammelklage von mehr als 10.000 Hotels ausgesetzt. Es wird Schadensersatz für erzwungene Preisbindungen gefordert.

Europas Hotellerie geht gemeinsam gegen das Online-Portal Booking.com vor. An einer Sammelklage gegen jahrelang erzwungene Preisbindungen beteiligen sich mehr als 10.000 Betriebe. Hintergrund ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Herbst letzten Jahres, bei dem sogenannte Bestpreisklauseln für kartellrechtswidrig befunden worden sind. Diese verhinderten, dass Hotels Zimmer auf einer anderen Seite, z. B. auf ihrer Website, für einen günstigeren Preis als bei Booking.com anbieten. Mit der Klausel sollten sogenannte Trittbrettbuchungen verhindert werden.
Der EuGH urteilte zum Nachteil des Konzerns, dass Plattformen wie Booking.com auch ohne solche Klauseln wirtschaftlich bestehen könnten. Für Reisende machte es wenig Unterschied: Die Online-Plattform hatte die Klauseln im Europäischen Wirtschaftsraum aufgrund des EU-Digitalgesetzes Digital Markets Act (DMA) 2024 abgeschafft.

„Europäische Hoteliers haben lange unter unfairen Bedingungen und überhöhten Kosten gelitten“, so der Präsident der europäischen Hotelallianz Hotrec, Alexandros Vassilikos. Die Sammelklage sende somit eine klare Botschaft. „Missbräuchliche Praktiken im digitalen Markt werden von der Hotellerie in Europa nicht hingenommen“, fügte er noch hinzu. Da der Sitz des Reiseportals in Amsterdam liegt, wird die Klage von einem niederländischen Gericht verhandelt und von der Hotel Claims Alliance koordiniert.
Unterstützt wird sie von Hotrec und mehr als 30 nationalen Hotelverbänden, darunter auch dem Hotelverband Deutschland (IHA). „Jetzt ist es an der Zeit, gemeinsam aufzutreten und Wiedergutmachung zu fordern“, sagt Alessandro Nucara, Generaldirektor des italienischen Verbands Federalberghi.
„Die Sammelklage erfährt einen überwältigenden Zuspruch“, sagt IHA-Hauptgeschäftsführer Markus Luthe. Wegen der großen Resonanz wurde die Anmeldefrist bis zum 29. August verlängert.
Trotzdem bleibt Booking.com für die Hotels unverzichtbar, da sie eine große Zahl ihrer potenziellen Kunden über die Plattform erreichen.
Laut einer Studie von Hotrec und der Fachhochschule Westschweiz Wallis lag der Marktanteil des Mutterkonzerns Booking Holdings im Jahr 2023 europaweit bei 71 Prozent – in Deutschland sogar bei 72,3 Prozent.



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