Vor 80 Jahren Hiroshima: Ein Gedenken
- Sebastian Zangl
- 6. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Am heutigen Tag vor 80 Jahren ereignete sich der erste kriegerische Einsatz einer nuklearen Waffe: Im japanischen Hiroshima warfen die USA eine Atombombe ab und beendeten das Leben von Hunderttausenden in den kommenden Jahren. Die Welt gedenkt jährlich der Opfer der Bombe.

Um 8:15 läutete wieder die Friedensglocke in Hiroshima. Zu diesem Zeitpunkt explodierte die Bombe. Es folgt ein stilles Gebet. Am Abend ist ein städtisches Laternenfest angesetzt.
Die USA arbeiteten seit 1942 in Form des Manhattan Project daran, die erste Atombombe überhaupt zu bauen. J. Robert Oppenheimer und anderen renommierten Wissenschaftlern gelang es schließlich, eine zu konstruieren. Nach der Schlacht in den Ardennen im Jahr 1944, bei der beide Seiten heftige Verluste hinnehmen mussten, ordnete Roosevelt an: Wenn die Bombe vor dem Kriegsende fertig sein würde, wäre Deutschland ein mögliches Ziel, aber Japan das wahrscheinlichere. Die Bombe wurde am 16. Juli erfolgreich in einer Wüste in New Mexico getestet. Nachdem die Wissenschaftler als Komitee ihre Meinungen zur Auswirkung der Bombe geäußert hatten, stand eine Sache fest: Die Bombe sollte so schnell wie möglich gegen Japan eingesetzt werden – an einer Kriegsanlage, umgeben von Arbeitshäusern, und ohne jegliche Vorwarnung.

Am 6. August war es soweit: US-Pilot Paul Tibbets bestieg den, nach seiner Mutter benannten, B-29-Bomber "Enola Gay". Vom Stützpunkt Tinian im Südpazifik aus setzte er Kurs auf das 2.500 km weit entfernte Hiroshima. Die Atombombe namens "Little Boy" entfaltete eine Sprengkraft von 12.500 Tonnen auf die Stadt. Auf einen Schlag wurden 90 % der Stadt vernichtet, 90.000 Menschen kamen sofort ums Leben. Bis Dezember 1945 starben mehr als 200.000 Menschen. Die entstandene Druckwelle bewegte sich mit 440 Metern pro Sekunde bei einer Anfangsstärke von 35 Tonnen pro Quadratmeter. Im Umkreis von 500 Metern des "Ground Zero" waren direkt fast alle Menschen tot. Eine Sekunde lang erreichte die Hitze 3.000 bis 4.000 Grad Celsius.
Mit der Detonation einer nuklearen Waffe folgten bei den Überlebenden Strahlenkrankheiten. Symptome davon sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. "Hibakushas" – so nennt man die Überlebenden der Bombe – litten an ständigen Kopfschmerzen, Haarausfall und Infektionen. Dass es sich um eine Atombombe handelte, erfuhren die Betroffenen lange gar nicht. Daher wusste man auch nichts von einer möglichen Verstrahlung. Der Bürgermeister von Hiroshima, Matsui Kazumi, erzählte, dass es lange verpönt war, über seine Erfahrung mit der Bombe oder die der Familie zu reden. Man schämte sich ob möglicher vererbter Gendefekte oder anderer Krankheiten, und es sei stigmatisierend gewesen. Überlebende wurden sogar diskriminiert. "Von meiner Mutter habe ich erst erfahren, als ich 15 war, dass sie zu den Überlebenden gehört hat", erzählt der Bürgermeister. Mit 48 starb sie an den Spätfolgen der Atombombe.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gab sich Japan eine pazifistische Verfassung und wurde ein Verbündeter der USA. In Artikel 9 schwört Japan "für alle Zeit" dem Krieg als einem souveränen Recht ab und verzichtet auf die Androhung oder Ausübung von Gewalt als Mittel zur Beilegung internationaler Streitigkeiten. Trotz Artikel 9 verfügt Japan längst über hochmoderne Streitkräfte.
Bis heute wird an die Atombombe über Hiroshima gedacht: Erst letztes Jahr wurde Nihon Hidankyo, eine Organisation von Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Manche Überlebenden wurden zu Anti-Atom-Aktivisten. Der Bürgermeister von Hiroshima sagt jedes Jahr: "Keine Atomwaffen mehr!"
Comments